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Mit Druck von außen umgehen

In jedem kreativen Feld, oder generell in allen Berufen, die von der sogenannten "Norm" abweichen, kann man sich manchmal recht alleine vorkommen. Ich persönlich habe das Glück, in einer sehr verständnisvollen und unterstützenden Familie aufgewachsen zu sein – und doch überkamen und überkommen mich immer wieder Zweifel an dem, was ich tue.

Fotografie erfindet sich neu

Wenn du Fotograf bist, das verstehen die Leute – aber nicht, dass du damit Geld verdienen möchtest! Die Schwierigkeit ist, dass es auch in der Fotografie bereits ein Kategoriensystem gibt. Leute glauben zu wissen, was funktioniert und was nicht – Hochzeitsfotografie bringt Geld, alles andere ist nur Liebhaberei. Höchstens noch Porträts. "Jeder hat heutzutage eine Kamera, der Markt ist übersättigt!"


Fotografie ist längst kein reines Handwerk mehr. Deshalb gibt es ja mittlerweile mehr und mehr Möglichkeiten, dieses Fach zu studieren – wovon es nämlich gar nicht so viel gibt, das sind durchdachte, individuelle und zeitgemäße Fotos voller Ideen, die auch komplexe Zusammenhänge erklären können und auf eine bestimmte Zielgruppe zugeschnitten sind.

Selbstzweifel und Kunst – zwei enge Verwandte

Ich glaube, das Leben eines Künstlers (egal welcher Form) ist immer von Zweifeln geprägt. Das liegt daran, dass Kunst immer auch ein Ausdruck von Persönlichkeit ist – und gleichzeitig ein Werkzeug, die Persönlichkeit zu stärken und zu sich selbst zu finden. Man kann also sagen, Kunst ist ein lebenslanger Selbstfindungsprozess! Wenn dann noch Finanzen und die eigene Existenz Teil der Frage werden, wie man seine Kunst betreibt, ist es meiner Ansicht nach nur natürlich zu zweifeln.

Zweifel sind gut. Ja, wirklich! Seit ich in Hamburg begonnen habe, Fotografie zu studieren, hatte ich alle zwei bis drei Semester eine Sinnkrise. Es war immer das Gleiche: Ich hatte mehr über den Markt gelernt und musste nun zum wiederholten Male für mich die Frage beantworten: "Willst du das immer noch? Ist deine Leidenschaft stark genug? Willst du weiterhin in der ständigen Unsicherheit leben, nicht zu wissen, ob du dich auf lange Sicht auf diesem Markt durchsetzen kannst?"

Erst habe ich solche Fragen gehasst. Vor allem, weil sie ja von mir selbst kamen und ich nicht ausweichen konnte. Wochenlang haben sie mich beschäftigt, und dann hat sich plötzlich etwas verändert – die Zweifel waren aufgelöst. Und meine Arbeit hat – inhaltlich und emotional – endlich wieder Sinn ergeben, mehr Sinn als vorher.

Meine Antwort an mich selbst

Ich weiß immer noch nicht, ob ich als Fotograf genug Arbeit bekäme, so, wie ich das möchte. Jetzt bin ich aber zumindest dabei, es endlich zu probieren! Momentan bin ich an dem Punkt, dass ich halbwegs regelmäßig Jobanfragen von Freunden und Bekannten erhalte. Mit zwei oder drei Jobs pro Monat von der jetzigen Größenordnung könnte ich mich bereits vollständig selbst versorgen, mit fünf könnte ich beginnen, mein Geld anzulegen und für die Zukunft zu sparen. Das ist nicht viel Aufwand!

Ich bin kreativ und brenne für das, was ich tue – warum sollte ich nicht einen Weg finden, mit meiner Fotografie, in meinem Stil, Geld zu verdienen? Letztendlich ist die kommerzielle Fotografie ein Beruf, bei dem der richtige Umgang mit Partnern und Auftraggebern entscheidend ist. Und oft muss man nicht viel Erfahrung haben, um einen Job zu bekommen. Viel wichtiger ist es, die richtigen Leute zu kennen und Verlässlichkeit, Grundlagenwissen und Lernwillen zu zeigen.

Während meines Bachelors habe ich gemerkt, dass trotz der vielen Zweifel meine Selbstsicherheit enorm gestiegen ist. Warum? Ganz einfach: Fotografie ist nicht nur meine Leidenschaft, sondern ich drücke durch sie auch das aus, was ich beobachte, erfahre und lerne. Sie hilft mir, meine Eindrücke von der Welt zu verarbeiten. Und je mehr ich über mich gelernt habe, desto genauer wusste ich stets, in welche Richtung meine Fotografie gehen muss – und andersherum.

Das bedeutet für mich, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Ich bin ja noch jung – es bleibt notfalls immer die Zeit, etwas anderes zu lernen, und Interessengebiete habe ich so viele, dass ich diesen Schritt mit Begeisterung angehen könnte. Die Leidenschaft wird aber wohl immer bleiben und ist momentan stärker denn je.

Wie gehst du mit (Selbst-)zweifeln um? Was ist Fotografie für dich? Hinterlasse mir gerne einen Kommentar!

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Kommentare: 2
  • #1

    Michael (Montag, 30 September 2019 12:18)

    Hey Tom, danke für diesen gut geschriebenen Blogartikel. Hard writing makes easy reading!

    Ich kann deine Gedanken gut nachvollziehen und erlebe als Coach ganz ähnliches. Von der großen Leidenschaft die Miete zu zahlen ist unglaublicher Luxus und bringt gleichzeitig seine eigenen Herausforderungen mit sich.

    Ich wünsche dir, dass du deinen Weg und Sinn weitererforschst und -entdeckst, denn es macht mir Mut, dasselbe zu tun.

  • #2

    Tom (Montag, 30 September 2019 12:47)

    Hallo Michael,

    es freut mich wirklich, dass du etwas aus diesem Artikel ziehen konntest! Freiberufliche Tätigkeiten sind in manchen Punkten doch sehr ähnlich.

    Auch dein Werdegang inspiriert und motiviert mich immer wieder, mit meiner Entwicklung zufrieden zu sein und doch auch das Neue und Unbekannte zu suchen, um die Leidenschaft weiter anzufeuern.