· 

Automatische Fotografie

Wenn ich in Fotoausstellungen von Naturfotografen gehe, rege ich mich regelmäßig darüber auf, wie irgendjemand ein Lebewesen nicht etwa auf eigene Faust ausfindig und abgelichtet hat, sondern in dessen Gebiet mehrere Fotofallen aufgestellt hat, um so ein Bild zu erhaschen.
Solche Dinger werden mittlerweile auch nicht mehr nur an besonders unzugänglichen oder lebensfeindlichen Orten verwendet, sondern sogar im urbanen Raum, buchstäblich im eigenen Hintergarten! Ich schreie.

 

Tatsächlich sind Funktionen dieser Art heutzutage sogar schon in vielen Kompaktkameras integriert, sodass, sobald etwas sich Bewegendes ins Bild kommt, der Verschluss automatisch ausgelöst wird.
Diese Technik ist faszinierend für mich, und ich glaube, dass man damit als Amateur jede Menge Spaß haben kann. Gleichzeitig ist es wohl auch eine günstige Methode, um im semiprofessionellen Bereich an brauchbare Ergebnisse zu kommen.

Versteht mich nicht falsch, ich lehne die Nutzung solcher Hilfsmittel nicht gänzlich ab – es kommt mir nur auf den Kontext an. Ginge es zum Beispiel um eine dokumentarische Fotografie, die es so noch nicht gegeben hat, und die ich selber aufgrund der gegebenen Umstände nicht machen könnte, griffe ich durchaus auch selber in die technische Trickkiste. Dafür sind meiner Meinung nach Fotofallen gemacht – nicht aber, um zu versuchen, mit Hunderten oder Tausenden von Aufnahmen das Glück herauszufordern und eine zu finden, die ästhetisch an die eigene händische Fotografie heranreicht.

Was die Kamera uns wie weit abnehmen kann, wird sich immer wieder ändern, und man darf nicht etwa glauben, dass ich dem gänzlich abgeneigt bin. Ich denke allerdings, dass jeder Fotograf eine konkrete Entscheidung treffen sollte, wo er der Kamera die Zügel lässt und wo nicht.

Kommentar schreiben

Kommentare: 2
  • #1

    Jonas (Dienstag, 11 April 2017 10:03)

    Sehr nachvollziehbare Gedanken, wie ich finde! Ich denke ebenfalls, dass diese Technik unter den richtigen Umständen ihre Berechtigung hat, zumal sich gerade durch mehrere solche "Fotofallen" auch beispielsweise ein ganzer Tag im Leben eines Tieres durch geeignete Montage als ein Werk darstellen ließe.

    Dass du die Technik bei einfachen Aufnahmen als eine Art Kunstfehler ansiehst, ist verständlich. Gleichzeitig kann man sich jedoch auch in der Kunst nicht gegen Fortschritte dieser Art wehren. Vielleicht wäre es für große Preise an der Zeit, eine Art "Königsklasse" einzuführen, die separat gewertet wird und bei der solche Hilfsmittel nicht erlaubt sind, ähnlich wie ja jetzt schon die meisten Fotografiepreise die übermäßige Nutzung von Bildbearbeitungssoftware ausschließen.

  • #2

    Tom (Dienstag, 11 April 2017 21:13)

    Ich halte deine Idee mit der Trennung für ziemlich gut! Denn es gibt ja, wie bei der effektverstärkenden Nutzung von Bildbearbeitungssoftware auch, durchaus ästhetisch und konzeptuell sehr reizvolle Möglichkeiten, die ebenfalls sehr interessant sein können.