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Kompositionsstudie #001

Spät, aber es kommt: Das neue Format, das ich vor einigen Tagen angekündigt hatte, ist da!

In dieser wahrscheinlich zweiwöchentlich veröffentlichten Serie nehme ich meine eigenen Bilder auseinander und erkläre ein wenig, was ich mir dabei gedacht habe bzw. was ich zum Zeitpunkt der Aufnahme gesehen habe.
Das hilft mir, meinen eigenen Kopf zu finden, und euch, Fotografieren zu lernen – seht es euch an!

Den Anfang macht dieses Bild hier, das ihr wohl schon aus meinem Portfolio kennt:

Spinnweben im Gras

Für mich machen die Spinnweben im hohen Gras das Hauptmotiv des Fotos aus; ihretwegen habe ich auf den Auslöser gedrückt. Interessant ist hier, dass sie in keiner Weise in die Drittelregel oder ähnliche kompositorische Konzepte passen.
Lasst uns anschauen, warum ich denke, dass es dennoch funktioniert!

Als erstes möchte ich einen Blick auf die Graustufen des Bildes werfen (immerhin heißt Fotografie ja nicht ohne Grund "Malen mit Licht"). Dazu habe ich es links stark vereinfacht und rechts etwas genauer dargestellt:

Stark vereinfachte Darstellung der Helligkeitsstufen
Genauere Darstellung der Helligkeitsstufen

Wie man sehen kann, ist die rechte Version schon deutlich detaillierter – so genau muss es meistens gar nicht sein.

Übrigens sind diese Versionen in Photoshop entstanden, aber man kann auch ausgedruckte Bilder und Folie oder transparentes Papier verwenden.

 

Auf diese Weise sieht man nun sehr schön die Helligkeitskontraste. Im rechten Bild erkennt man, dass es zwei größere Kontraste gibt, wo das Auge hinwandert:
Vom Himmel in weiß zu den Büschen in mittleren Grautönen sowie von den dunklen Buschteilen zum hervorstechenden, sonnenbeschienenen Strauch.

 

In diesem Fall sehe ich drei Gründe, weshalb mein Auge beim Strauch und nicht beim Himmel hängenbleibt:

  1. Auf der linken Seite ist der Himmel heller als rechts (Bildeintritt ist demnach links). Man schaut also vielleicht zunächst zum Himmel, kommt dann an die Büsche und wird an ihnen entlang zum Punkt mit dem größten Kontrast geleitet.
  2. Der Strauch hat außerdem einen Klein-Groß-Kontrast auf seiner Seite, da er von einer großen dunklen Fläche umgeben ist – Himmel und Büsche nehmen dagegen eine etwa gleich große Fläche ein.
  3. Wenn man das Original betrachtet, sieht man, dass die dunkle Fläche recht gleichmäßig und texturlos ist, wodurch sich der Strauch noch besser davon abhebt.

Was hat das nun mit den Spinnennetzen zu tun? Ganz einfach.
Ich zeige euch anhand des nächsten Bildes, wie mein Blick innerhalb des Bildes wandert*.

 

Aufgrund ihrer punktuellen Verteilung fügen die Spinnennetze nämlich eine weitere Kompositionsebene zum Bild hinzu; sie heben sich durch ihre recht helle Farbe gut vom Gras ab und leiten den Blick zurück zum Ausgangspunkt.
Zur besseren Analyse habe ich die meisten von ihnen auch in die Schemazeichnung aufgenommen.

 

*Ich weiß nicht genau, wie stark das von Mensch zu Mensch unterschiedlich ist. Interessantes Thema übrigens, über das ich wohl auch noch mal schreiben werde!

So, das war's von mir. Ich hoffe, die Idee für dieses neue Format gefällt euch und ihr habt vielleicht sogar schon etwas daraus gelernt. Das würde mich freuen!

Wir sehen uns morgen bzw. heute, nur später im Blogartikel.

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